top of page

Wer bin ich?

header1.jpg
Kerstin Dorstener Zeitung 8322.jpg

claudia.engel@dorstenerzeitung.de

Eine Dorstenerin hatte ein schreckliches Erlebnis: Ihr Freund wollte sie umbringen. Das ist die Geschichte einer Frau, die Gewalt erlebt und diese auf besondere Weise verarbeitet hat.


 

Kerstin McNichol ist gebürtige Dorstenerin. Sie ist in Hervest aufgewachsen und zur Schule gegangen. Zu ihren Großeltern hatte die 53-Jährige eine innige Beziehung. Dort wuchs sie auf. Und dort begegnete sie irgendwann auch dem vermeintlichen Mann ihres Lebens. „Heute weiß ich: Er ist ein Psychopath“, so die Frau. Ihre Erlebnisse hat sie in einer packenden Biografie verarbeitet. Ursprünglich hießt der Titel des Buches „Lügenherz“, doch den fand die Buchautorin „missverständlich“. Und so nennt sie ihre Lebensgeschichte aus jungen Jahren „Die Ewigkeit dauert ein Jahr – Lügenherz vergeht, die Angst besteht“ (https://kerstinmcnichol.wixsite.com/kerstinmcnichol/luegenherz-1).

Jetzt lesen Erzählung von Doris BrockmannNeuer Lesestoff: Wenn Frauen Liebe suchen, aber Gewalt ernten

Angst empfindet Kerstin bis heute vor dem Mann. Mit ihm kreuzen sich ihre Wege, als sie zwölf Jahre alt ist. „Eine Freundschaft beginnt, die ich aber als Kind anders wahrgenommen habe als der zwölf Jahre ältere Mann aus Malaysia.“ Der will sie mit 16 Jahren heiraten, um eine Scheinehe einzugehen und dadurch ein Aufenthaltsrecht zu erwerben. Als Kerstin den Antrag ablehnt, verschwindet er aus ihrem Leben.

Geliebter führt ein Doppelleben

„Plötzlich tauchte er wieder auf, als ich schon erwachsen war. Ich habe mich in ihn verliebt“, sagt sie. Doch die Liebe erfährt Risse. Er macht ihr weis, dass er mit seiner Schwägerin und deren Kindern unter einem Dach lebt und die Kinder von seinem Bruder sind. Sie zieht zu ihm in diese merkwürdige Wohngemeinschaft mit Frau und Kindern. Heute weiß sie: „Ich habe in einer Art Harem gelebt und zunächst nicht begriffen, was sich dort abspielte.“ Dass die vermeintliche Schwägerin eigentliche die Ehefrau ihres Freundes war und er mit ihren und den Gefühlen seiner Frau spielte, das weiß sie heute. „Wenn‘s ernst wurde, sprach er Kantonesisch mit ihr. Sie war eifersüchtig und piesackte mich, wann es nur ging.“

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

Kerstin McNichol vor Schloss Lembeck mit ihrer Familie, Ehemann Dave und den Söhnen William und Stuart. Das Heimweh treibe sie um, sagt sie. © privat

Und auch das Verhältnis zu ihm entpuppt sich zunehmend als schwierig. „Er manipulierte mich und drohte mir.“ Als er sie erstmals schlägt, schlägt sie zurück. Körperliche Gewalt unterlässt er dann an ihr, schwenkt zu Drohungen um: „Wenn Du mich verlässt, bringe ich Dich um“, sagt er. Erst nimmt sie das in ihrer benebelten Verliebtheit nicht ernst, dann macht ihr die spürbare Aggression des Mannes zunehmend Angst. Sie hat die Nase von ihm voll und verlässt ihn.

Stalking bis zum Tod

Darauf stalkt er sie. „Eines Tages stand er unvermittelt vor der Tür, schubste mich in die Wohnung und legte mir hinterrücks einen Spanngurt um den Hals und zog den zu.“ Sie ist der Bewusstlosigkeit nahe, als ihre Großmutter beherzt eingreift und dem Mann mehrfach mit ihrem Krückstock schlägt. Der lässt von ihr ab und verschwindet. Die Würgemale sind deutlich zu sehen, Kerstin erstattet Anzeige bei der Polizei. „1994 war häusliche Gewalt unter Partnern für die Polizei offenkundig kein Grund, rauszufahren“, sagt sie. Sie müsse schon zur Wache kommen, um Anzeige zu erstatten, sagt man dem Gewaltopfer. Kerstin macht das. Und doch führt die Anzeige nicht zum Erfolg, obwohl ein Arzt die Würgemale attestiert und alle Anzeichen für eine gefährliche Körperverletzung gegeben sind. „Die Polizei hat mich nicht ernst genommen.“

Jetzt lesen Gewalt-Kriminalität„Ich bin tot, wenn ich das anzeige“ – die Angst, zur Polizei zu gehen

Wohl auch deshalb, weil der „Verlobte“ selbst auf der Wache erscheint und sich auf eine „Affekthandlung“ bei dem Angriff auf die junge Frau beruft. „Damals hat er mir die Schuld dafür gegeben, dass er mich gewürgt hat“, sagt sie bitter.

Dass sie diese grässlichen Erlebnisse vom 9. August 1994 in der Vennstraße in Hervest in einer Biografie umgehend aufgeschrieben hat, war für Kerstin McNichol so etwas wie Traumabewältigung. „Je älter man wird und je mehr man versucht hat, zu verdrängen, desto mehr kommt in einem hoch“, weiß sie. Das wollte sie sich nicht antun und schrieb ihre furchtbaren Erlebnisse mit dem Mann auf.

Ihr Buch ist über Amazon erhältlich (ISBN 9783754950357). Die Menschen, die es gelesen haben, „haben mir gesagt, dass ihnen das Buch Mut gemacht hat“. So stellt Kerstin McNichol sich das auch vor: „Dass es anderen Frauen hilft, ihre Erfahrungen zu bewältigen, sich Hilfe zu suchen und den Mann zu verlassen, der ihnen Gewalt antut.“

Geschichte endet tragisch

Für die Ehefrau des Malaysiers, dem Kerstin über einige Zeit in Liebe ergeben war, endet die Geschichte übrigens scheußlich und in einer Tragödie. Und sie ist keine Fiktion: „Er hat sie umgebracht“, sagt McNichol. Das weiß sie, weil sie als Zeugin in seinem Prozess auftrat, in dem er wegen Totschlags an seiner Ehefrau zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden ist.

Jetzt lesen Gewalt gegen FrauenFrau berichtet aus ihrer Langzeit-Ehehölle: „Er verhöhnte, beschimpfte und schlug mich“

Seit geraumer Zeit lebt Kerstin McNichol mit ihrem Ehemann Dave und ihren beiden Söhnen in Großbritannien. Hier hat sie mit dem ehemaligen Muna-Soldaten, den sie in Dorsten im Irish Pub im damaligen Lippetor-Center kennen gelernt hat, ein neues, glückliches und zufriedenes Leben aufgebaut. Sie hat weitere Bücher geschrieben und veröffentlichen lassen. Doch die Angst vor dem ehemaligen Freund und Lebenspartner ist immer noch nicht vergangen: „Er ist nach Verbüßung seiner Haftstrafe nach Malaysia aus Deutschland ausgewiesen worden und ich hoffe, er bleibt weit weg“, sagt sie. Das schleichend schlechte Gefühl, er wolle ihr vielleicht aus Rache etwas antun, kann sie nämlich nicht abschütteln. „Ich weiß, wozu er fähig ist.“

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

​

Kerstin McNichol mit ihren Söhnen in einem Wikingerschiff. Sie mag Events, die sich mit dem frühen oder Mittelalter beschäftigen. © privat

IMG-20180901-WA0010.jpg
IMG-20180824-WA0009.jpg

Der Thriller ihres Lebens

21.01.2011 | 17:35 Uhr2011-01-21T17:35:00+0100

 

 

Familie McNichol lebt in Keswick, dem touristischen Zentrum des englischen

Lake District.

Dorsten / Keswick. Für Briten ist der Lake District die romantische

Dichter-Landschaft schlechthin. Doch Kerstin McNichol, die

gebürtige Dorstenerin, hat ins englische Idyll einen ganz anderen

Roman mitgebracht: den Thriller ihres Lebens.

 

David, ihr Ehemann aus Yorkshire, versprach Kerstin McNichol

„Schottland für Arme“, als das Paar mit den kleinen Söhnen William

und Stuart endlich seinem Heimweh folgte. Deutsche kennen den

Lake District kaum; für Briten ist der Nationalpark die literarisch-

poetische Landschaft schlechthin, besungen von ihren Dichtern der

Romantik.

Auch die gebürtige Dorstenerin Kerstin McNichol war sofort gepackt

vom neuen Zuhause am Fuß des 931 Meter hohen Skiddaw.

„Hier ziehe ich nie wieder weg.“ Das Schreiben aber entdeckte die

41-Jährige nicht erst an Englands romantischer Straße – und ihre

Texte sind auch keine zarten Blumengedichte.

Für Kerstin Kistowski, so ihr Mädchenname, war das Schreiben eine

Befreiung nach einer Beziehung, die sie fast umgebracht hätte.

„Ein Großteil des Romans spielt in Dorsten“, sagt sie – seit 1997

glücklich verheiratet – am Telefon in Keswick. Ein „Roman“ ist der

Text aber eigentlich nicht, den sie schon vor 16 Jahren zu Papier

brachte und „Die Ewigkeit dauert ein Jahr“ nannte.

Die Dorstenerin hatte nach ihrer Ausbildung zur Fotografin gerade

das Abitur an der Kollegschule nachgeholt, als sie sich heftig verliebte. Ihr Verlobter aus Malaysia war ein „Psychopath“, erzählt Kerstin McNichol. Während einer schrecklichen Szene hatte er sie bereits mit dem Gürtel bewusstlos gewürgt, als ihre damals 80-jährige Großmutter sie rettete. Die alte Frau schlug verzweifelt mit ihrem Stock auf den Täter ein.

Schockierend klingt auch, was die 25-jährige Kerstin Kistowski bei der Polizei erlebte: Statt Hilfe zu finden, habe sie sich als Opfer „runterhandeln lassen auf gefährliche Körperverletzung“. Nächtelang lebte sie bei ihrer Oma in Angst. Der Schock kehrte sechs Jahre später zurück, als sie längst im Muna-Soldaten David McNichol ihren – wie sie sagt – „wahren Seelenpartner“ kennen gelernt hatte.

Kerstin McNichol wurde zur Zeugin im Mordprozess um den Tod der vietnamesischen Ehefrau ihres früheren Verlobten. Zehn Jahre habe sie „in Angst gelebt wie ein Hase“. Den „Roman“, der keiner ist, schrieb sie „als Selbst-Therapie“, denn professionelle Hilfe hatte der traumatisierten Zeugin niemand angeboten.

Sie hatte den Text auf eigene Kosten lektorieren lassen, aber für „Die Ewigkeit dauert kein Jahr“ dennoch keinen Verlag gefunden. Der Devise „Sex sells“ wollte sie für ihren Tatsachen-Roman nicht nachgeben. Doch um nicht nur für die Schublade zu schreiben, erzählt sie, „habe ich unter Pseudonym vier erotische Romane veröffentlicht“.

Und das von der Gattin eines Lehrers im Bilderbuch-Städtchen Keswick. David McNichol nämlich ist heute „Reservist“. Seine Frau meint’s aber nicht militärisch: Er ist vielmehr fest angestellter Vertretungslehrer an einer Oberschule mit 1200 Jugendlichen.

So weit in ihrer Schullaufbahn sind die beiden McNichol-Söhne, der siebenjährige William und der fünfjährige Stuart, noch nicht. Ihre Mama arbeitet halbtags in Keswick für eine „Personal Development“-Firma – und sie schreibt heute ganz andere Bücher.

Schließlich ist Kerstin McNichol ein sehr humorvoll erzählender Mensch – das merkt man schon am Telefon. Ihr Jugendbuch „Seelenspringer“ erzählt von den Abenteuern einer 14-Jährigen mit der ersten Liebe. „Außerdem hat die Geschichte einen übersinnlichen Twist.“

Schließlich stammt ihr Mann aus Whitby in North Yorkshire, einem Schauplatz von Bram Stokers „Dracula“ – und damit einem Szene-Treffpunkt für düster-romantische „Goths“. Für Recherche-Hilfe dankt die Autorin aber ausdrücklich: Wolfgang Gorniak.

Sie selbst war zwar nie Schülerin des Petrinums – „aber ich habe doch keine Ahnung, wie’s heute in einer deutschen Schule aussieht“. Der Gymnasiums-Chef also füllte für die Dorstenerin in Keswick – „England liegt mir, die Sprache ist mir so zugeflogen“ – ausführlich alle Wissenslücken zum Schulalltag heute.

Dabei verlässt die 15-jährige Heldin in dem noch nicht veröffentlichten Jugendroman „Nur fürs Wochenende“ schon bald die Gegenwart des 21. Jahrhunderts. Ausgerechnet mit der jungen Verlobten ihres geschiedenen Vaters landet das Mädchen: im Dorsten des Jahres 1899. Kerstin McNichol hat den Text für einen Wettbewerb angemeldet und deshalb noch nicht via Kindle veröffentlicht. Aber sie kann einen schon jetzt neugierig machen: „Die beiden denken: Wir sind schlauer als die Kleinstädter 1899.“ Aber so ganz reicht das „historische Halbwissen“ dann doch nicht.

So ein Plot könnte sogar britische Leser faszinieren. Man müsste ihnen nur erklären, was Dorsten ist.

Ralph Wilms

WAZ 2011.jpg

Publication: KesMail August 2012

Unfortunately there is a little mistake in this text. I didn't wrote "Die Ewigkeit dauert ein Jahr" in 1964, simply I was born in 1969. Ironically this is a personal true story about a relationship that went wrong. Having written it 5 years before birth, makes me a genius. - My name is spelt: Kerstin.

​

Veröffentlichung: KesMail August 2012

Der kleine Fehlerteufel hat sich eingeschlichen. Angeblich habe ich "Die Ewigkeit dauert ein Jahr" 1964 geschrieben, dies wäre 5 Jahre vor meiner Geburt. Interessanterweise handelt es sich dabei auch noch um eine auf Tatsachen beruhende Beziehungsgeschichte aus meinem Leben. Das ist wirklich eine geniale Leistung meinerseits. - Außerdem ist mein Name: Kerstin.

Katze aus dem Sack...

 

Wie bereits erwähnt lasse ich mich nicht auf ein Genre beschränken.

Wer mehr über mich erfahren will, klickt auf die Bilder.

 

bottom of page